Grenzwanderweg im Landkreis Hildburghausen
Wappen

Grenzwander- und Erschließungsweg Grünes Band Thüringen

Ein herzliches Willkommen allen Besuchern dieses Grenzwanderweges an der ehemaligen innerdeutschen Grenze!

Man mag es heute kaum glauben, aber über Jahrzehnte war es weder den Einheimischen und schon gar nicht den Besuchern erlaubt, sich im Grenzgebiet aufzuhalten oder Verwandte und Bekannte sowie ehemalige Nachbarn und Freunde in den Nachbarorten Grattstadt oder Ahlstadt zu besuchen. Als Zivilist durfte man das Grenzgebiet nur mit Sondergenehmigung betreten. Mit so einem Passierschein oder als sogenannter Grenzhelfer konnte manch einer der Situation auch etwas Positives abgewinnen. In der „Maischwammzeit“ war das Grenzgebiet ein begehrtes Sammelgebiet, weil nicht für Jedermann zugänglich. Der Maischwamm (Mairitterling) ist in Veilsdorf und Umgebung ein begehrter Speisepilz. „Mahlklöß mit Maischwammsbrüh“ wird hier gern gegessen und ist eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan.

Das Jahr 1989 war ein Jahr der großen Veränderungen. Die Öffnungspolitik in der ehemaligen UdSSR unter Michail Gorbatschow wirkte bis in diese Region. Die Wörter Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umbau) waren in aller Munde. Die Menschen fühlten eine politische Veränderung auf sich zukommen und begannen, sich aus der Umklammerung von Staat und Partei zu lösen. Auszug aus der Chronik des Gemischten Chores Schackendorf:

November 1989
In diesem Monat mussten Chorproben umgelegt werden. Anlass dazu waren die öffentlichen Foren in unseren Heimatorten. Sie gaben allen Menschen die Möglichkeit des freien Meinungsaustausches. Offene und kritische Worte traten an die Stelle von Druck, Angst und Zwang.


Chor in Grattstadt auf dem Markt, Autor: Dieter Dressel
Chor in Grattstadt auf dem Markt Autor: Dieter Dressel


Endlich war es soweit und der sogenannte „Antifaschistische Schutzwall“ wich dem Druck des Volkes. Schnell waren Durchlässe an der Grenze geschaffen.

Bild unten: Wegebau am ehemaligen Grenzübergang, Quelle/Autor: Chronik Veilsdorf
Wegebau am ehemaligen Grenzübergang
Autor: Chronik Veilsdorf


Mitarbeiter des Gemeindezweckverbandes Veilsdorf legten noch unter Beobachtung von Grenzsoldaten Betonplatten über den Grenzstreifen. Der erste Übergang befand sich, aus Veilsdorf kommend, ca. 30 m links der bestehenden Straße. Menschen aus Ost und West konnten sich jetzt ohne behördliche oder staatliche Vorschriften gegenseitig besuchen. Ein weiterer Artikel aus der Chronik des Schackendorfer Chores beschreibt das Gemüt und die Stimmung, die damals herrschte:

16. Dezember 1989: Heute wurde, für alle fast unglaublich, die Grenze geöffnet. Die Älteren haben daran nicht mehr geglaubt. Gemeinsam liefen wir von Veilsdorf aus nach Grattstadt. Auf dem Markt trafen sich alle singfreudigen Mitglieder unserer Chöre und brachten den überraschten Grattstädtern ein Morgenständchen. Anschließend zogen wir weiter nach Ahlstadt. In der Kirche sangen wir in kleiner Besetzung einige Lieder. Die gastfreundlichen Ahlstädter bewirteten uns mit Kaffee und Weihnachtsstollen und dankten mit herzlichen Worten. Nach der Einkehr im Gasthaus zogen alle freudigen Herzens wieder zurück.


Marsch der Veilsdorfer nach Grattstadt, Himmelfahrt 1990, Autor: Reiner Florschütz
Marsch der Veilsdorfer nach Grattstadt, Himmelfahrt 1990 Autor: Reiner Florschütz


Am 24. Mai 1990 zog es viele Wanderer in Richtung Bayern. Christi Himmelfahrt, auch Vatertag genannt, war wieder ein gesetzlicher Feiertag und gerade in den Orten an der ehemaligen Grenze kam es zu herzlichen Begegnungen.

Die Grenze war nun offen und es musste schnellstmöglich auch wieder eine befahrbare Verbindung zwischen den Nachbarorten geschaffen werden. 1990 konnte dann endlich die direkte Verbindung zwischen Veilsdorf und Grattstadt wieder hergestellt werden. In den folgenden Jahren wurde die Straße von Grattstadt bis zur Landesgrenze ausgebaut. Auf der Thüringer Seite bis Veilsdorf ist eine Sanierung notwendig.

Der ehemalige Grenzverlauf ist auch heute noch gut zu erkennen, obwohl die Natur sich ihr Terrain zurückerobert. Wenn auch im wahrsten Sinne des Wortes „Gras über die Sache gewachsen ist“, dürfen wir nie vergessen, was hier einmal war.

Liebe Besucher, entdecken und erleben Sie dieses Grüne Band als Bindeglied zwischen Natur und Geschichte. Lernen Sie unser Land mit seinen Menschen kennen!


Information:
www.veilsdorf.de
www.stadt-eisfeld.de
www.hildburghausen.de

Einkehrmöglichkeiten in Veilsdorf:

  • Gasthaus „Zur Linde“
    Fon 03685 – 68135

Einkehrmöglichkeiten in Veilsdorf/OT Schackendorf:

  • Gasthaus „Zur Linde“
    Fon 03685 – 68056

Übernachtungsmöglichkeiten in Veilsdorf/OT Schackendorf:

  • Milch-Land GmbH Veilsdorf
    Fon 03685 – 68790

Passierschein, Quelle: André Rädlein
Passierschein Quelle: André Rädlein


Logo Natuschutzgebiet Südlich von Hetschbach, Veilsdorf, Harras und Herbartswind sind ein 9 km langer Abschnitt des ehemaligen Grenzstreifens und das angrenzende, reich strukturierte Muschelkalk-Hügelland als Naturschutzgebiet „Leite bei Harras“ unter Schutz gestellt. Das Gebiet beherbergt vielgestaltige, naturraumtypische Waldgesellschaften, artenreiche Kalk-Trockenrasen und extensive Flachland-Mähwiesen. Diese mosaikartig nebeneinander liegenden Biotope und die zahlreichen darin eingestreuten Gebüsche, Hecken und Feldraine bilden einen Lebensraum- komplex für viele und zum Teil seltene Tier- und Pflanzenarten. Dazu zählen Schwarzspecht, Neuntöter, Heidelerche und Rebhuhn. Das NSG ist als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet Teil des Schutzgebietsnetzes NATURA 2000 der Europäischen Union. Ziel dieses Netzes ist es, die natürlichen Lebensräume sowie den Bestand der Tier- und Pflanzenarten mit europäischer Bedeutung in einem guten Zustand zu erhalten oder diesen wiederherzustellen