Grenzwanderweg im Landkreis Hildburghausen
Wappen

Wüstungen an der thüringisch-bayerischen Landesgrenze

Neben Zwangsaussiedlungen 1952 und 1961 kam es auch dazu, dass Gehöfte und ganze Dörfer geschleift wurden. Je stärker sich die DDR vom Westen abzugrenzen versuchte, desto intensiver betrieb sie die Einebnung der grenznahen Gegend. Selbst auf Satellitenaufnahmen, wie sie beispielsweise Landsat 2 und 3 aus 915 km Höhe aus dem Weltall zur Erde übermitteln, ist die eingeschlagene Todesschneise noch heute deutlich zu erkennen.

Heutiger Zustand, Blick von Spannshügel, Autor: R. Albert
Heutiger Zustand, Blick vom Spannshügel Autor: R. Albert

Zahlreiche Dörfer und Ortsteile mussten von der Landkarte verschwinden. In Nacht-und-Nebel-Aktionen wurde die ansässige Bevölkerung in grenzfernere Gebiete umgesiedelt. Frei werdende Gebäude wurden abgerissen. Genehmigungen für Neubauten wurden nicht mehr erteilt. Die Entvölkerung des grenznahen Raumes verfolgte sowohl den Zweck, eine potentielle Fluchtbewegung von Grenzbewohnern zu verhindern, wie auch der eigenen Bevölkerung die grundsätzlichen Menschenrechten widersprechende Präsenz dieses Quasi-Frontgebietes (das ja der eigenen Propaganda eklatant widersprach, der „erste deutsche Friedensstaat“ zu sein) vorzuenthalten. Der Abriss von Gebäuden und die Planierung des Gebietes zu einem überschaubaren Gelände entlang der Grenze schuf aber auch freies Schussfeld für die Grenztruppen.

An den noch verbliebenen Grenzorten reichte der DDR-Regierung der Grenzsignalzaun offenbar allein zur Absperrung noch nicht aus. Verschiedene Dörfer und Städte waren deshalb „feindwärts“ zusätzlich noch von einer 3,20 Meter hohen Mauer aus Betonfertigteilen eingeschlossen. Betonrohre auf der Mauerkrone sollten Flüchtlingen, die sich eventuell eines Wurfankers bedienen wollten, das Überklettern verwehren. Gleichzeitig ließen sich durch diese Betonmauern jegliche „Westkontakte“ über die Grenze, die ohnehin verboten waren, unterbinden. Denn, wie leicht hätten sich sonst die DDR Bewohner des Grenzgebietes dem Verdacht eines Verbrechens gegen die DDR aussetzen können, wenn sie etwa in der geteilten Ortschaft Mödlareuth ihren Verwandten und Bekannten zugerufen und zugewunken hätten. Derart abgeschottet waren fast alle DDR-Orte im oder nahe dem Schutzstreifen, wie die thüringischen Dörfer Görsdorf, Sparnberg und Heinersdorf. Die Ortschaft Hirschberg, gegenüber Oberfranken, war sogar durch eine doppelte Betonsperrmauer eingeschlossen.

Wenn eines Tages eine von allen Lügen und Verzerrungen gereinigte Landkarte des Gebietes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik erscheint, wird man den Verlauf der gewesenen innerdeutschen Grenze vor allem an einer Kette von zerstörten Dörfern erkennen. Ein Stück grausamster Teilungsgeschichte ist die Zerstörung von Ortschaften entlang der innerdeutschen Grenze. Allein im Heldburger Unterland wurden drei Weiler dem Erdboden gleich gemacht: Billmuthausen, Erlebach und Leitenhausen.


Information:
www.vg-heldburgerunterland.de
www.schlechtsart.de

Einkehrmöglichkeit in Schlechtsart:

  • Gaststätte „Zum fröhlichen Landmann“, Fon 036875 – 60779

Einkehrmöglichkeit in Gompertshausen:

  • Gaststätte „Zur Linde“
    Fon 036875 – 50933
  • Frischwarenhof Leipold
    Fon 036875 – 68296

Grenzaufbau 1961, Autor: R. Albert
Grenzaufbau 1961 Autor: R. Albert

Grenze/Altenburg, Autor: R. Albert
Grenze/Altenburg Autor: R. Albert

Grenzöffnung Trappstadt – Eicha, Autor: R. Albert
Grenzöffnung Trappstadt — Eicha
Autor: R. Albert