Grenzwanderweg im Landkreis Hildburghausen
Wappen

Linden

Die Minenfelder der Grenzanlage

Zwischen Harras und dem Straufhain und im Gebiet um Linden lagen die Minen am dichtesten. „Maximaldichte 5“ lautete die Order. Zwischen dem „freund-“ und dem „feindwärtigen“ Grenzzaun, die laut Vorschrift 23 Meter auseinander standen, lagen bis zu 5 Minenlinien im Abstand von etwa 2 Metern. Die Minen wurden dem „Schrittsystem des Menschen und seiner Laufgeschwindigkeit“ angepasst 5 Zentimeter unter der Oberfläche eingegraben. Die Minen auf den verschiedenen Linien waren so gegeneinander versetzt, dass man bei geradem Lauf garantiert irgendwann drauftreten musste. Mindestens 600.000 Minen wurden an der 110 Kilometer langen Grenze der Landkreise Hildburghausen und Sonneberg in den Jahren zwischen 1961 und 1983 durch Grenztruppen-Pioniere verlegt. Jedes Minenfeld war nummeriert. Die Formulare wurden im Militärarchiv aufbewahrt und enthielten Angaben über die geographische Lage, seine Größe, die Anzahl der Minen und das System, nachdem sie verlegt wurden. Alle Akten wurden mit dem roten Stempel „Geheime Verschlusssache“ und „Bei Gefahr der Eroberung durch den Gegner vernichten“ gekennzeichnet.

Besonderes Augenmerk musste bei der Beräumung Anfang der 1990er Jahre auf das Gebiet des ehemaligen Grenzüberganges Eicha/Linden/Trappstadt gelegt werden, wo 40 PPM-Minen und 13 Holzkastenminen auf nur 200 Metern vermisst wurden.

Grenzbewachung und erster Bau von Grenzanlagen

Die Grenze wurde nach der Teilung Deutschlands durch die deutschen Grenztruppen bewacht. Dorfbewohner mussten am vorgesehenen Grenzverlauf den Forst abholzen, um mit dem Bau der Grenzanlagen zu beginnen. Das Reisig wurde verbrannt und das Holz mit Traktoren oder Pferdegespannen abtransportiert. Pioniere der Grenztruppen begannen, mit großen Planierraupen das Gelände über mehrere Wochen zu bearbeiten. Zuschauer wurden nicht geduldet und zusätzlich Wachtürme aufgestellt, um mit großen Scheinwerfern das Gelände auch in der Nacht auszuleuchten. Entlang der Plattenwege standen Telefonsäulen, um in ständigem Kontakt mit der Einheit zu bleiben.

Grenze, 500 Meter Sperrgebiet

Schilderung eines Zeitzeugen:

„Wir im Grenzgebiet, direkt an der bayerischen Grenze, wurden immer mehr abgeschnitten. Es entstanden Kontrollstellen, auch zwischen Linden und Gleicherwiesen, etwa 200 Meter nach der Ortsgrenze. Auch ein Häuschen für die Diensthabenden wurde errichtet, damit die Kontrolle Rund-um-die-Uhr möglich war. Passierscheinpflicht für alle Personen, die nicht in Linden wohnten.

Grenzposten öffneten das Tor in das 500-Meter-Grenzgebiet. Danach kam ein umgepflügter Streifen, ungefähr 5 Meter breit, ein Minengürtel. Wenn man den Schlag der hochgehenden Mine hörte, gab es zwei Möglichkeiten – Wild oder Grenzer! Die Fläche im 500-Meter-Streifen wurde von der LPG bewirtschaftet, aber nur die auf einer Liste erfassten und mit den diensthabenden Grenzern abgestimmten LPG-Mitglieder durften dort arbeiten. Längere Wartezeiten waren nicht selten. Ein Abschnittsbevollmächtigter (ABV) und Volkspolizei- Helfer sorgten für Ordnung im Dorf.“

Dezember 1989

Zwischen Linden (DDR) und Trappstadt (BRD) existierte 1989 lediglich ein unbefestigter Wiesenweg. Im Nachbarort Eicha dagegen sollte am 09.12.1989 eine offizielle Grenzöffnung stattfinden. Aber solange wollten die Bürger nicht warten und trafen sich bereits am 02. Dezember gegen 13 Uhr zu einer Demonstration, um mit Nachdruck eine baldige Grenzöffnung Eicha-Trappstadt zu fordern. Hunderte Bürger des gesamten thüringischen Grabfeldes trafen sich und zogen vereint bis zur noch geschlossenen Grenze. Man wollte sich an diesem Samstag nicht mit dem Hinweis auf offizielle Stellen zufrieden geben. Nach einer Stunde gaben die diensthabenden Grenzer auf und öffneten die Tore im Grenzzaun. Jubelnd zogen die Grabfelder aus Thüringen auf der noch kaum benutzten Straße in das völlig überraschte Trappstadt ein.

Ein Bürger aus Eicha hatte für diesen 02.12.1989 eine Demonstration beantragt und in allen umliegenden Orten kräftig Werbung dafür betrieben. Zu seiner großen Überraschung wurde die Demonstration genehmigt und viele kamen, um mit ihm gemeinsam — wenn auch nur für 2 Stunden — die Öffnung der Grenze an diesem Ort zu erleben. Wenige Monate später waren nur noch Spuren des Zaunes vorhanden.


Information:
www.gemeinde-straufhain.de

Einkehrmöglichkeit:

  • Gaststätte „Zum fröhlichen Jäger“, Fon 036875 – 69527


Abbau der Grenzanlagen Quelle: privat


Minenwarnung
Achtung Minen — Lebensgefahr!
Quelle: Gemeindearchiv



Themenwanderweg Grenzgänger

Am 10. September 1946, in einer Zeit, in der Grenzgängerei und Schmuggel zwischen Ost- und Westzone in voller Blüte stand, geschah im Bereich Linden ein grausames Verbrechen. Rudolf Pleil, der „berühmteste Totmacher Deutschlands“, und sein Komplize Karl Hoffmann kennen sich gut aus. Sie leben von der Grenzgängerei und haben einer jungen Frau angeboten, sie sicher über die Grenzen nach Thüringen zu geleiten. In einem mit dichtem Unterholz und Dornengestrüpp bewachsenem Buschgelände, etwa 20 m von der Grenzlinie entfernt, fühlen sie sich sicher. Hier geschieht etwas Entsetzliches, Unbegreifbares. Die beiden Männer schlagen die ahnungslose Frau nieder. H. zieht ein Fallschirmmesser und trennt der niedergeschlagenen Frau den Kopf vom Rumpf sowie ein Bein ab. Nun schändet Pleil die Leiche. Bevor sie sich nach der grausigen Tat aus dem Staub machen, raubt H. die Tote aus und sie tauchen unter im Chaos der Nachkriegszeit. Die Aufklärung erfuhr der Fall durch einen spektakulären Lokaltermin mit den beiden Tätern am 28. August 1950.