Grenzwanderweg im Landkreis Hildburghausen
Wappen

Zwischen Adelhausen und Rodach hat die Grenze eine Lücke bekommen

Donnerstag, 16.11.1989: Eine erste Begehung am sensiblen Streifen zwischen Adelhausen „hüben“ und Rodach „drüben“. Von der alten Verbindungsstraße Hildburghausen — Coburg war nicht mehr viel zu sehen, die Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen.

Freitag, 17.11.1989: Der Boden ist bereits gefroren – wenig später werden Betonplatten gelegt, Lichtmasten gesetzt, eine Kontrollstelle eingerichtet … Ein 24-stündiger Kraftakt.

Samstag, 18.11.1989 wenige Minuten vor 7 Uhr, es war soweit: Eine Gruppe Männer in Uniform ging schnellen Schrittes auf dem Weg von Adelhausen herauf in Richtung Grenzübergang. Sie verharrten schweigend vor dem weißen Strich auf der Straße, der die innerdeutsche Grenze markierte. Auf der anderen Seite, der westdeutschen, erwartet man noch den Rodacher Bürgermeister. Als der dann da war, ging alles sehr schnell. Ein junger DDR-Offizier, der Kommandeur der Grenzkompanie Eishausen, trat einen Schritt vor, nahm Haltung an und erklärte den Grenzübergang für geöffnet. Viele Menschen waren gekommen, um diesen Akt trotz Kälte des frühen Morgens als eine Stunde der Freude zu feiern. Die Rodacher hatten ein Band in den Stadtfarben mitgebracht, dass sie über den Grenzstreifen spannten und vom Rodacher Bürgermeister Ernst Englmaier und seinem Bürgermeisterkollegen der Gemeinde Eishausen mit Steinfeld und Adelhausen, Dietmar Mühlfeld, durchschnitten wurde. Dann tauschten die beiden Erinnerungsteller aus. Assistiert wurden die beiden von ihren Stellvertretern: Heinz Morgenroth auf der westdeutschen Seite und Ewald Oehrlein auf der Seite der DDR.

Und dann war es soweit: Ganz langsam näherte sich die Lichterkette der Trabis und Wartburgs. Besonders langsam deshalb, weil sich viele Einwohner aus Adelhausen und Eishausen an die Spitze der Kolonne gesetzt hatten. Neben Grenzschutz, Polizei, Zoll, Feuerwehr, Rotem Kreuz und amerikanischen Soldaten hatten sich auf westdeutscher Seite auch viele Rodacher eingefunden. Und damit auch dem letzten noch klar wurde, dass dies eine historische Stunde ist, schmetterte ein Trompeter „So ein Tag, so wunderschön wie heute“.

Die ruhigen Zeiten in Adelhausen waren vorbei

Adelhausen – bisher eine Idylle. Seit Sonnabend, 18. November 1989, rollt der Verkehr. Mit der Ruhe ist’s vorbei — in Adelhausen hüben und Rodach drüben. Aber die Freude überwiegt — meinen die Einheimischen auf beiden Seiten. So antwortete in einem Interview Dietmar Mühlfeld, der damalige Bürgermeister von Eishausen auf die Frage: „Ich nehme an, dass bei euch am Wochenende viel los war?“: „Das können sie laut sagen. Gegen 6 Uhr standen die Autos schon bis Steinfeld. Um 7 Uhr wurde dann die Übergangsstelle in Adelhausen unter dem Beifall vieler Schaulustiger übergeben.“

Die Drei von der Grenze

Entlang der Straße vom Übergang Adelhausen/Rodach bis nach Eishausen standen die Einwohner am Heiligabend 1989 trotz Dauerregens, um die Gäste aus der BRD zu begrüßen, die nun ohne Visum die DDR besuchen konnten. Wer am 1. Weihnachtsfeiertag in die DDR einreiste, der kam an den 3 Steinfeldern nicht vorbei. Marliese und Henning Hofmann sowie Ingrid Ehrsam bereiteten den Gästen einen herzlichen Empfang. Hausgemachte Leberwurst, Rotwurst und Knackwurst, Erdbeertorte, Nusskuchen, frische Waffeln reichten sie den Besuchern. Dankend nahmen die Reisenden das Angebot an und nutzten die Gelegenheit zu einem ersten Schwätzchen. Für den Nachmittag wurde ein feierliches Treffen zwischen ost- und westdeutschen Bürgern im Kulturhaus Eishausen mit der Stadtkapelle Rodach organisiert, um das Wiedersehen nach 40 Jahren Teilung zu feiern.


Logo Natuschutzgebiet Die Rodachaue und der ehemalige Grenzstreifen südwestlich von Adelhausen sind als Naturschutzgebiet (NSG) „Bischofsau“ ausgewiesen. Das „Grüne Band“ aus Fließgewässern mit Feuchtwiesen, Röhrichtflächen, Gehölzgruppen und trockenwarmen Standorten an den angrenzenden Hängen durchzieht eine von intensiver Nutzung geprägte Landschaft. Das NSG ist vor allem Lebensraum, Brut- und Nahrungsplatz für viele Vogelarten, Insekten und Amphibien und bietet einen Ausbreitungs- und Wanderkorridor für darauf angewiesene Arten. In Bayern schließt sich unmittelbar das NSG „Eichelberg und Bischofsau“ an. Die besondere Bedeutung des Gebietes wird durch die Lage in dem Europäischen Vogelschutzgebiet (VSG) „Rodachaue mit Bischofsau und Althellinger Grund“ unterstrichen. Ziel dieses Netzes ist es, die natürlichen Lebensräume sowie den Bestand der Tier- und Pflanzenarten mit europäischer Bedeutung in einem guten Zustand zu erhalten oder diesen wiederherzustellen.


Information:
www.gemeinde-straufhain.de

Einkehrmöglichkeiten in Streufdorf:

  • Café in der Kaiser-Bäckerei
    Fon 036875 – 60029

Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit in Eishausen:

  • Kulturhaus Eishausen
    Fon 03685 – 401886
    (Montag Ruhetag)

Einkehrmöglichkeit in Adelhausen:

  • Bernard´s Bäck-Café (Backstube Adelhausen), Fon 03685 – 700952
    (Samstag Nachmittag geschlossen)

Minenräumen bei Adelhausen, Quelle: Gemeindearchiv
Minenräumen bei Adelhausen
Quelle: Gemeindearchiv

Endlose Autoschlange Richtung Rodach, Quelle: Gemeindearchiv
Endlose Autoschlange Richtung Rodach
Quelle: Gemeindearchiv

Ortsausgang zum Grenzübergang, Quelle: Gemeindearchiv
Ortsausgang zum Grenzübergang
Quelle: Gemeindearchiv

Öffnung des Grenzüberganges am 18.11.1989, Quelle: Gemeindearchiv
Öffnung des Grenzüberganges am 18.11.1989 Quelle: Gemeindearchiv




Blaukehlchen, Zeichnung: B. Faust
Blaukehlchen Zeichnung: B. Faust