Grenzwanderweg im Landkreis Hildburghausen
Wappen

Das Leben an der Grenze

Ein Jahr lang nach dem Krieg blieb die bayerisch- thüringische Grenze noch recht durchlässig. Die Bewohner pflegten weiterhin verwandtschaftliche, freundschaftliche und wirtschaftliche Beziehungen. Käßlitzer Gäste leerten zur Wasmuthhäuser Kirchweih manche Maß Bier und ein Eckartshäuser Bauer durfte noch seine Obstbäume in der Käßlitzer Flur abernten.

Am 30. Juni 1946 verfügte der Kontrollrat auf Ansuchen der sowjetischen Militäradministration die Sperrung der Demarkationslinie für den freien Verkehr. Der Landtag von Thüringen beschloss, durch den Einsatz von Grenzpolizei den Schutz der Zonengrenze zu verstärken. Im Gegenzug betraute auch das bayerische Innenministerium die neuformierte Grenzpolizei mit der Bewachung und Sicherung der Nordgrenze. Maroldsweisach bekam im Zuge dieser Maßnahme eine Dienststelle zugeteilt, der die Posten in Ermershausen, Allertshausen, Eckartshausen, Dürrenried, Merlach und Autenhausen unterstanden.

Trotz der beidseitigen Grenzbewachung gelang den Dürrenriedern noch ein Husarenstückchen. Die Käßlitzer Bauern benötigten unbedingt eine Dreschmaschine, aber sie vermochten in der ganzen sowjetisch besetzten Zone keine aufzutreiben. Deshalb beschafften die Dürrenrieder aus dem Erlös des Holzeinschlages im Käßlitzer Wald, der auf bayerischem Gebiet lag, eine neue Dreschmaschine und fuhren sie im Schutz des Morgennebels sicher über die Grenze in den Nachbarort. Dass sie dabei niemand bemerkte, lag vielleicht daran, dass die Grenzschützer am Abend vorher zu einer ausgiebigen Feier eingeladen waren, wobei sie den Dürrenrieder „Hubertustropfen“ reichlich erprobten.

Die Grenzöffnung

Mit der Grenzöffnung im Jahr 1989 wurden die unterfränkischen Dörfer des Marktes Maroldsweisach wie Allertshausen, Eckartshausen, Wasmuthhausen und Dürrenried sowie die Gemeinde Ermershausen mit ihren thüringischen Nachbarn Schweickershauen, Hellingen und Käßlitz wieder vereint. In Ermershausen trafen sich Einheimische mit freudestrahlenden Schweickershäusern aus Thüringen zum „Sonntag der Begegnung“, um bei Kaffee und Kuchen zu plaudern und zu diskutieren.

Grenzöffnungszeit, Quelle: Camapresse Hassberge Gerhard Schmidt
Grenzöffnungszeit
Quelle: Camapresse Hassberge Gerhard Schmidt

Wie ein Lauffeuer sprach sich herum, daß der Zaun fällt und tausende Menschen strömten zur Grenze. Die Allertshäuser begrüßten ihre Hellinger Nachbarn mit dem Lied „Ein Tag so wunderschön wie heute“, die Ermershäuser und Schweickershäuser begrüßten sich mit Blasmusik und die Wasmuthhäuser begleiteten die Käßlitzer mit dem Marsch „Mein Heimatland“ durch das Dorf.

Nach einem Treffen von Vertretern aus den Landkreisen Hildburghausen und Haßberge wurde am 7.12.1989 der Ausbau der Straße Allertshausen-Hellingen von einer westdeutschen Firma auf DDR-Gebiet vorgenommen.

Als die Grenze das erste Mal am 10.12.1989 für acht Stunden geöffnet war, rollten unzählige Besucherwellen mit Auto, Bus oder zu Fuß ungehindert durch den offenen Sicherungszaun, durch das Niemandsland über die Grenze, bis sich der „Eiserne Vorhang“ um 21:00 Uhr schloss und jeder von „hüben nach drüben“ hinter seinen Zaun zurück musste. In allen Grenzgebieten herrschte Ausnahmezustand, jeder wurde bewirtet, man feierte und schloss Freundschaften über die Grenzen hinaus. Als insgesamt 22 Grenztore im unterfränkischen Grenzgebiet aus den Angeln gehoben und abtransportiert wurden, war man sich der Grenzöffnung sicher.


Information:
www.vg-heldburgerunterland.de
Touristinformation Bad Colberg-Heldburg:
Fon 036871 – 52077

Einkehrmöglichkeit im OT Hellingen:

  • Gaststätte „Rathausschänke“

Einkehrmöglichkeit im OT Käßlitz:

  • Gaststätte Rottenbacher, Fon 036871 – 29528

Einkehr- und Übernachtungs- möglichkeiten in Maroldsweisach:

  • Brauerei/Gasthof „Zum grünen Baum“
    Fon 09532 – 240
  • Café/Ferienwohnung „Zum Gutshof“
    Fon 09532 – 980870
  • Pizzeria „Zur Eisenbahn“
    Fon 09532 – 276

Pirol, Zeichnung: B.Faust
Pirol (m) Zeichnung: B. Faust

Blaugrüne Mosaikjungfer, Zeichnung: B. Faust
Blaugrüne Mosaikjungfer
Zeichnung: B. Faust


Naturschutzgebiet Der Grenzstreifen und die vorgelagerten Wald- und Grünlandflächen im südlichsten Zipfel Thüringens um den kleinen Hellinger Ortsteil Käßlitz sind als Naturschutz- gebiet (NSG) „Alstergrund mit Grenzstreifen“ unter Schutz gestellt. Dieser Landschaftsteil besitzt sogar europaweite Bedeutung und ist deshalb als Flora-Fauna-Habitat- Gebiet Teil des Schutzgebietsnetzes NATURA 2000 in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Ziel dieses Netzes ist es, die natürlichen Lebensräume sowie den Bestand der Tier- und Pflanzenarten mit europäischer Bedeutung in einem guten Zustand zu erhalten oder diesen wieder herzustellen. Die kleinen, kalten Bäche des NSG sind Lebensräume des Steinkrebses, der in Thüringen nur im Grabfeld vorkommt. Ungestörter naturnaher Auwald und wärmeliebender Eichenmischwald, feuchte Wiesen und nasse Säume sind Refugium für zahlreiche seltene Pflanzen- und Tierarten wie zum Beispiel Trollblume, Sumpfdotterblume, verschiedene Großlibellen, Pirol und Wendehals.