Grenzwanderweg im Landkreis Hildburghausen
Wappen

Der Eiserne Vorhang

Das Ende des Krieges war auch für die Massenhäuser der Anfang eines neuen Unrechtsregimes. Massenhausen lag nunmehr in der sowjetischen Besatzungszone. Am 30. Juni 1946 wurde die Zonengrenze für den gesamten Verkehr gesperrt.

Grenzsignal- und Sperrzaun, Quelle: Gemeindearchiv
Grenzsignal- und Sperrzaun Quelle: Gemeindearchiv

Am 26. Mai 1952 trat die „Verordnung über die Maßnahmen an der Demarkationslinie“ in Kraft. Daraufhin wurde die Grenzsicherheit verschärft. So wurde die 5-Kilometer-Sperrzone angelegt, die man nur noch mit einem Passierschein betreten durfte. 1952 begannen die Aussiedlungsaktionen im Grenzgebiet, in deren Verlauf „unzuverlässige Personen“ ins Landesinnere deportiert wurden. Der Mauerbau am 13. August 1961 in Berlin und die damit einhergehende Verschärfung der Grenzsicherungsmaßnahmen löschten alle Hoffnungen auf die deutsche Einheit vorerst aus. Das eisenvergitterte Tor an der Straße nach Lempertshausen schloss sich für die nächsten 28 Jahre. Massenhausen lag nunmehr direkt zwischen den Fronten. Der Eiserne Vorhang, diese Folge des Kalten Krieges, verlief direkt hinter den Gehöften der Massenhäuser. Erhalten sind noch Akten aus dem Jahre 1952, die ein Geschehen im Dorf dokumentieren. Ein Wochenplan über eine „Selbstschutz- und Brand-Wache“ wurde beispielsweise am 7. Juni 1952 aufgestellt. Darin heißt es, dass die eingeteilten Personen zwar von 22 bis 4 Uhr Wache zu halten haben, jedoch sei es angebracht, ab sofort zwei Personen Wache stehen zu lassen. Frauen und Töchter sollten ihre Männer oder Väter tatkräftig unterstützen. Seit 1961 wurde in Massenhausen nur noch abgerissen. Ein Haus nach dem anderen verschwand — darunter auch der Gutshof und das Gestüt. Zuzugsgenehmigungen gab es keine im 500-Meter-Streifen. Besuche durften nur auf Passierschein empfangen werden. Wer heiraten wollte, musste wegziehen. Anfangs hatten die Bewohner einen Schlüssel für den Schlagbaum, den sie hinter sich zuzuschließen hatten. Später wurde ein Eisengittertor gebaut, und man musste bis 22 Uhr zu Hause sein. Wollten die jungen Leute zum Tanz ausbleiben, hatten sie das bei den Behörden anzumelden. Das Tor wurde dann durch die Angehörigen der Grenztruppen aufgeschlossen und wieder verriegelt. Durch die schweren, teilweise gepanzerten Fahrzeuge wurden die Straßen in der Ortslage zerstört. Die Detonationen bei der Sprengung der Minen, die ab Anfang der achtziger Jahre erfolgte, oder wenn es ein Reh oder ein Wildschwein zerfetzte, verursachte Risse in den Häusern und kaputte Fensterscheiben.

Seit 1963 lag Massenhausen in der 500-m-Schutzzone. Am 1. September 1972 erließ die DDR-Regierung eine neue Grenzordnung. Die Grenze wurde daraufhin mit Selbstschussanlagen und Minen ausgerüstet.

1975, am 19. Dezember, kam es in der Massenhäuser Flur zu einem schwerwiegenden „Grenzzwischenfall“. An der Grenze zwischen Harras und Grattstadt flüchtete ein Angehöriger einer NVA-Spezialeinheit und erschoss dabei zwei Angehörige der Grenztruppen, Klaus-Peter Seidel und Hans Jürgen Lange. Weinhold wurde 1976 zunächst von einem Gericht der Bundesrepublik Deutschland freigesprochen, 1978 jedoch zu 5 1/2 Jahren Freiheitsentzug verurteilt.

Rittergut und Gestüt

Gestüt in den 1950-er Jahren, Quelle: Gemeindearchiv
Gestüt in den 1950-er Jahren Quelle: Gemeindearchiv

Die Geschichte von Massenhausen ist auf das engste mit der des Rittergutes und des Gestütes verbunden. Der erste Stall wurde in den Jahren 1920/21 mit zwölf Boxen errichtet. Das Gestüt arbeitete rentabel bis zur Weltwirtschaftskrise 1929. Danach wurde die Vollblutzucht auf ein Mindestmaß beschränkt. Ab 1943/44 betrieb Herr Butler wieder intensiv Vollblutzucht. 1945 wurde der Gutshof von den sowjetischen Besatzern enteignet. In den 1960-er Jahren wurde das inzwischen volkseigene Massenhäuser Gestüt ausgelagert. 1963 erfolgte die Übergabe von Grund und Boden sowie der Gebäude an den Rat der Gemeinde in Rechtsträgerschaft. Wegen der „Sicherung der Staatsgrenze zur BRD“ musste das Gestüt weichen, am 16. April 1986 wurde gesprengt — vier Jahre vor der deutschen Einheit. Man wollte verhindern, dass sich Republikflüchtlinge in den alten Gebäuden verschanzen konnten.


Information:
www.gemeinde-straufhain.de

Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit in Eishausen:

  • Kulturhaus Eishausen
    Fon 03685 – 401886
    (Montag Ruhetag)

Einkehrmöglichkeit in Adelhausen:

  • Bernard´s Bäck-Café (Backstube Adelhausen), Fon 03685 – 700952
    (Samstag Nachmittag geschlossen)

Grenzpolizei und Streifenposten am Schutzstreifen, Quelle: Gemeindearchiv
Grenzpolizei und Streifenposten am Schutzstreifen Quelle: Gemeindearchiv

Grenztor Richtung Lempertshausen, Quelle: Gemeindearchiv
Grenztor Richtung Lempertshausen
Quelle: Gemeindearchiv