Grenzwanderweg im Landkreis Hildburghausen
Wappen

Herzlich Willkommen am Erlebnisweg „Grünes Band“ in der Gemeinde Veilsdorf — OT Hetschbach

Die Gemarkungen Hetschbach und Veilsdorf besitzen einen Anteil von 4,15 km an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Dieser Streckenabschnitt verläuft vom alten Landesgrenzstein 60 (östliche Richtung) am Harras – Grattstadter Weg bis zum Landesgrenzstein 137 (westliche Richtung) am Massenhäuser Eck.

Hier nun einige wichtige Fakten zur Entstehungsgeschichte und dem jetzigen Zustand des „Grünen Bandes“:

Zeitraum 1945 bis 1949

Am 11. April 1945 marschierten die ersten amerikanischen Truppen in Hetschbach ein, nachdem bereits am 09. April 1945 amerikanische Artillerie das Dorf unter Beschuss nahm. Die Dorfbevölkerung hatte zwei Todesopfer und vier Schwerverletzte zu beklagen. Anfang Juli 1945 erfolgte aufgrund der Siegermächtekonferenzen (London 1944, Jalta 1945 und Potsdam 1945) der Rückzug der Amerikaner aus Thüringen und somit erlebte am 06.10.1945 auch Hetschbach die Ablösung der amerikanischen Truppen durch die russische Armee. An der Demarkationslinie an der Straße Hetschbach – Heldritt wurde von den russischen Grenzposten ein Wachhäuschen aus Holz errichtet.

Die Nachkriegszeit bis 1949 war von vielen politischen Veränderungen geprägt. 1948 erreichte die Einwohnerzahl von Hetschbach durch Flucht und Vertreibung 177, d.h. das Dorf besaß etwa ein Drittel mehr Menschen als in der Vorkriegszeit. Die Grenze zwischen Hetschbach und den coburgischen Nachbardörfern war zu diesem Zeitpunkt noch sehr durchlässig und offen, so dass zwischen den Dorfbewohnern ein gutes Verhältnis bestand. Im Sommer 1949 wurde in Veilsdorf eine Grenzkompanie in einer Stärke von 40 Mann aufgebaut, deren Kommandostab in Hildburghausen existierte. Die russischen Militärbehörden übertrugen die Bewachung der Demarkationslinie immer mehr an ostdeutsche Wacheinheiten.

Zeitraum 1950 bis 1989

Grenzturm 1954, Foto: M. Schmidt
Grenzturm 1954
Foto: M. Schmidt
1950 wurde die Gemeinde Hetschbach nach Veilsdorf eingemeindet. Am 27.05.1952 erließ der Ministerrat der DDR eine spezielle Polizeiordnung über die Einführung einer besonderen Ordnung an der Demarkationslinie. Dies hatte auch Auswirkungen für unseren Grenzabschnitt, z. B. ein 10 m breiter Kontrollstreifen wurde angelegt, der ständig von jeglichem Bewuchs befreit werden musste. Weiterhin wurde ein 500-m-Schutzstreifen und ein 5-km-Sperrgebiet landeinwärts errichtet. Der Aufenthalt im Sperrgebiet wurde streng überwacht.


Zaunanlage, Foto: Udo Amrell
Zaunanlage
Foto: Udo Amrell

Trotz der Beteuerungen der DDR-Regierung an der Einheit Deutschlands festzuhalten, wurde der Grenzausbau weiter intensiviert. 1954 erfolgte die Errichtung eines Wachturms in Holzbauweise nach russischem Muster. Die Beobachtungsposition bot beste Einsichtmöglichkeit auf den Verlauf der Grenze, die in einer Entfernung von etwa 200 m lag. Durch ein großes Unwetter wurde dieser Beobachtungsturm 1962 zerstört und anschließend neu wieder errichtet. Durch den Mauerbau in Berlin am 13. August 1961 und das neue Verteidigungsgesetz der DDR am 20. September 1961 wurden nun am radikalsten die weiteren Grenzsicherungsmaßnahmen für die Bevölkerung spürbar. Daraufhin nötigte man alle Privatbesitzer, ihre in den erweiterten Grenzschutzstreifen fallende Flächen wie Wald, Feld und Wiesen gegen eine geringe Entschädigung nach dem Aufbaugesetz von 1960 an den Staat abzutreten. Der gesamte Waldbestand in Grenznähe sowie die Obstplantagen außerhalb von Hetschbach wurden gerodet und niedergebrannt. 30 ha landwirtschaftliche Nutzfläche fiel den Sicherungsmaßnahmen in diesem Grenzabschnitt zum Opfer.

1963 wurden die Grenztruppen der DDR neu strukturiert. Im gleichen Jahr erfolgte die Errichtung eines doppelten Stacheldrahtzaunes mit Minenfeld. Die russischen Holzminen detonierten bereits bei einer Belastung von 1 kg. Einheimische Hunde, Rehe, Hasen und Wildschweine wurden oft durch diese Minen getötet. Am 20.06.1966 erfolgte der Neubau eines standardisierten Grenzkompaniekomplexes am südlichen Ortsausgang von Veilsdorf. Hetschbacher Bürger und andere Passanten wurden ständig bei Eintritt und Verlassen des 500-m-Sperrgebietes kontrolliert. Bis 1970 wurden die Grenzsicherungsanlagen ständig erweitert, z. B. Kolonnenweg für Militärfahrzeuge, Kettenlaufanlagen für Hunde, Betonbunker, Erdbeobachtungsstände, 1 m tiefer KfZ-Sperrgraben, 6 m breiter Kontrollstreifen und Beleuchtungsanlagen am Massenhäuser Eck.

Grenzmuseum Mödlareuth, August 2007. Ein Turm dieser Bauart stand bis 1990 unmittelbar am Gartengrundstück der Familie Langguth, Foto: Udo Amrell
Grenzmuseum Mödlareuth, August 2007. Ein Turm dieser Bauart stand bis 1990 unmittelbar am Garten- grundstück der Familie Langguth
Foto: Udo Amrell
Die Lebensumstände für die Dorfbewohner verschlechterten sich in diesem Zeitraum erheblich. Die Dorfgaststätte musste in den Wintermonaten zeitweise um 21.00 Uhr die Polizeistunde einhalten, während in den Sommermonaten diese Regelung bis 23.00 Uhr zutraf. Auch im Hinterland wurden weitere Maßnahmen zur Grenzsicherung ergriffen und unter Anleitung vom ABV bzw. von Führungsoffizieren der Grenzkompanie „Freiwillige Helfer“ der Grenztruppen ausgebildet.

Die Antragstellung eines Passierscheines für Familienangehörige oder Handwerker bedurfte einer 4-wöchigen Anmeldefrist. Trotz Ostverträge, UNO-Aufnahme der beiden deutschen Staaten und der KSZE in Helsinki entwickelte die DDR einen neuen Grenzsignalzaun, der 1983 errichtet wurde. Selbstschussanlagen und Minen mussten durch den internationalen Druck bereits vorher entfernt werden. Außerdem stand die DDR mit der BRD in Kreditverhandlungen. Dieser neu errichtete Zaun verlief in der Regel etwa 500 m parallel zum Grenzverlauf.


Information:
www.veilsdorf.de
www.stadt-eisfeld.de
www.hildburghausen.de

Einkehrmöglichkeiten in Veilsdorf:

  • Gasthaus „Zur Linde“
    Fon 03685 – 68135

Einkehrmöglichkeiten in Veilsdorf/OT Schackendorf:

  • Gasthaus „Zur Linde“
    Fon 03685 – 68056

Übernachtungsmöglichkeiten in Veilsdorf/OT Schackendorf:

  • Milch-Land GmbH Veilsdorf, Fon 03685 – 68790

Rebhuhn, Zeichnung: B. Faust
Rebhuhn Zeichnung: B. Faust


Logo Natuschutzgebiet Südlich von Hetschbach, Veilsdorf, Harras und Herbartswind sind ein 9 km langer Abschnitt des ehemaligen Grenzstreifens und das angrenzende, reich strukturierte Muschelkalk-Hügelland als Naturschutzgebiet „Leite bei Harras“ unter Schutz gestellt. Das Gebiet beherbergt vielgestaltige, naturraum- typische Waldgesellschaften, artenreiche Kalk-Trockenrasen und extensive Flachland-Mähwiesen. Diese mosaikartig nebeneinander liegenden Biotope und die zahlreichen darin eingestreuten Gebüsche, Hecken und Feldraine bilden einen Lebensraumkomplex für viele und zum Teil seltene Tier- und Pflanzenarten. Dazu zählen Schwarzspecht, Neuntöter, Heidelerche und Rebhuhn. An der Schackendorfer Leite bei Veilsdorf befindet sich einer der bedeutendsten Eibenbestände Südthüringens.

Das NSG liegt außerdem als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) in dem Schutzgebietsnetz NATURA 2000 der Europäischen Union. Ziel dieses Netzes ist es, die natürlichen Lebensräume sowie den Bestand der Tier- und Pflanzenarten mit europäischer Bedeutung in einem guten Zustand zu erhalten oder diesen wieder herzustellen.